Pressemitteilung
„Der Munzur soll frei fließen“ – Staudammbauten in der Osttürkei bedrohen den artenreichen Nationalpark im Munzur-Tal und wichtige Gedenkorte der Aleviten.
Mit einem Ministeriums-Erlass vom 28.11.2016 wurde festgelegt, vier Staudämme und fünf Wasserkraftwerke im ökologisch und spirituell bedeutsamen Munzur-Vadisi-Nationalpark zu bauen. Geschieht dies, versinkt er zum größten Teil in den Fluten. Durch die Staudämme und die dazugehörigen Bauten würde die Umwelt auf ca. 90 km Länge zerstört.
Yusuf Cengiz, der Vorsitzende des Bündnisses zur Rettung des Munzur-Tals, zugleich Vorsitzender der Handelskammer Tunceli, hat vor wenigen Tagen Deutschland besucht. Hier leben ca. 500 000 türkische Aleviten. Cengiz informierte über die Situation und die Proteste vor Ort gegen die geplanten Staudammbauten in Tunceli. Dort kamen vor kurzem 50 Organisationen und Einzelpersonen gegen die geplanten Staudämme zusammen. Sie gründeten ein Bündnis zur Rettung des Munzur-Tals mit dem Namen „Der Munzur soll frei fließen!“ Beteiligt sind u.a. die Anwalts- und die Wirtschaftskammer, der Bauernverband, Umweltschutzorganisationen, die beiden Parlamentsabgeordneten der Provinz Tunceli, die oppositionellen Parteien im Parlament, die Kommunen in der Provinz Tunceli, deren Dorfvorsteher und Bürgermeister sowie alevitische Vereine. Der Rat will das Thema – über alle politischen Unterschiede hinweg – mit allen Kräften türkeiweit und weltweit publik machen. So konnte inzwischen erneut vor Gericht ein Aufschub gegen die Staudammbauten erreicht werden. Aber es ist zu befürchten, dass die Versuche, das Projekt dennoch zu realisieren, unvermindert weitergehen werden.
Das Munzur-Tal ist der Kernbereich des 1971 eingerichteten Munzur-Vadisi-Nationalparks. Mit 42 000 ha ist er einer der größten und artenreichsten der Türkei. Zugleich ist er die Heimat der wichtigsten, nur in der Türkei vorkommenden Tier- und Pflanzenarten. Der anatolische Leopard, der vom Aussterben bedroht ist, wurde im Munzur-Tal gesichtet. U.a. gibt es hier Braunbären, Wildkatzen, den eurasischen Luchs, Schakale, Bergziegen, Fischotter, mehrere Adler- und Geierarten. U.a. die rotgefleckte Forelle ist nur hier zu finden. Der Nationalpark beherbergt mindestens 1518 Pflanzenarten. 227 davon wachsen nur in der Türkei und 43 Arten nur hier, wie z. B. der Tunceli-Knoblauch. Es gibt viele seltene Heilpflanzen.
Der Munzur ist einer der Quellflüsse des Euphrat. Der Fluss hat für die Region eine überragende Bedeutung. Hier wohnen in der Mehrzahl Aleviten. Das Alevitentum wurde im Laufe seiner Geschichte immer wieder unterdrückt. Über 15% der Bewohner der Türkei gehören ihm an. Für die Aleviten aus Dersim (traditioneller Name der Provinz Tunceli) besitzt der Munzur neben seiner Funktion für Wasserversorgung, Fischerei und andere wirtschaftliche Aspekte einen bedeutenden spirituellen Stellenwert. Das Munzur-Tal wurde aber auch 1937/1938 Schauplatz von Massakern der türkischen Armee an Dersimern.
Der Senat der Universität Tunceli und das Direktorium des Archäologischen- und Ethnographischen Museums in Elazığ wollen das Munzur-Tal zum UNESCO-Welterbe erklären lassen. Das Tal erfüllt die dafür notwendigen Kriterien und könnte sowohl zum Weltkulturerbe als auch zum Weltnaturerbe erklärt werden.
Rat zur Rettung des Munzur-Tals
Kontakt:
Mehmet Yildiz
0172 2027159
munzurtal@gmx.net
10.04.2017
Munzur Özgür Aksın-Avrupa Platformu
Muzır Bêwair Niyo – Platformê Avrupa
- Alevitische Gemeinde Deutschland e.V. (AABF)
- Avrupa Demokratik Dersim Birlikleri Federasyonu (ADEF)
- Föderation der Dersim Gemeinden in Europa e.V. (FDG)
- Demokratik Alevi Federasyonu (FEDA)
- Dersim Gemeinde Rhein-Ruhr e.V.
- Dersim Kulturverein Rhein-Main e.V.
- Dersim Meclisi – Avrupa Çevre Komisyonu
- Dersim Özgürlük İnsiyatifini
- Förderverein Städtefreundschaft Ovacik/Tunceli – Solingen e.V.
- Kureyşan Köyü ile Dayanışma Derneği
- Kurmeşliler Derneği